Interview mit Daniel Richter von Gigapixel

Fotos in sehr großer bis gigantischer Auflösung sind das Gebiet der Gigapixel Ltd.. Schon 2012 veröffentlichte die Firma das erste Terapixel – Foto der Welt. Grund genug, Daniel Richter, einen der Gründer zu interviewen.

Vorschaubild Terapixel-Bild

Vorschaubild zum Terapixel – Bild

Designesis: Hallo Daniel, danke dass du etwas Zeit für das Interview gefunden hast. Vielleicht stellst du dich mit ein paar Worten vor?

Daniel: Hallo Philipp, schön dass wir Zeit gefunden haben kurz über das Terapixel zu sprechen. Hmm, das was mich am besten kurz beschreibt ist wohl, dass ich ein autodidaktischer Querdenker bin. Aus diesem Grund habe ich die Firma Querdenker Ltd. gegründet, die sich seit 2006 mit der Forschung und Entwicklung von extrem hochauflösenden Bildern (Gigapixel) beschäftigt und seit 2012 noch zusätzlich die Gigapixel Ltd. die für den gesamten Vertrieb dieser Bilder zuständig ist.

Designesis: Du hast letztes Jahr das erste Terapixelbild der Welt auf www.terapixel.eu veröffentlicht. Kannst du unseren Lesern vermitteln, wie gigantisch das Bild ist?

Daniel: Es ist so groß, dass es selbst für mich schwer ist, es sich noch vorzustellen. Ich kann ein kleines Gleichnis geben, was die Größenordnung Terapixel an sich bedeutet. Nehmen wir an, jedes einzelne Pixel steht für einen Stern in unserer Milchstraße, dann hätte unsere Heimatgalaxie, die schon zu den größeren Galaxien gehört „nur“ eine Auflösung von 0,3 Terapixel.

Designesis: Auch der technische Aufwand für die Erstellung deiner Werke ist riesig. Hast du dazu auch ein paar Fakten?

Daniel: Ohne high end Technik wäre diese Datenflut nicht beherrschbar. Wir reden hier von 36000 extrem hochauflösenden Einzelbilder, die vernünftig zusammengesetzt werden müssen, ohne dass irgendwelche Zusammensetzungsstreifen oder Inkonsistenzen zu sehen sind. Dies stellt so hohe Ansprüche an die Rechentechnik, dass es selbst, wenn ich eine Million Euro zusätzlich zur Verfügung hätte, die Leistung meiner jetzigen Server, so wie ich sie brauche, nicht steigern könnte. Für die Techniker unter uns: Ich bin auf ein normales Windows angewiesen, da ich eine große Hauptlast der Arbeit mit Photoshop erledige und die Lizenzbedingung von Adobe besagt, dass ich dies nicht auf eine Windows Server installieren darf. Dies bedeutet, dass ich maximal 192 GB Ram benutzen kann. Dies ist auch der Flaschenhals. Um die Auslagerung auf Festplatten so zu beschleunigen, wie es nur geht, habe ich hier extra ein riesiges SSD Raid0 aufgebaut, was von der Geschwindigkeit nur etwas langsamer als der Arbeitsspeicher ist, was extreme Investitionen voraussetzt. Prozessoren spielen eher weniger die Rolle, dennoch sind in dem Hauptserver 24 Kerne verbaut. Professionelle high end Grafik natürlich auch, da ein paar Arbeitsschritte auch über die GPU laufen. Da dieser Rechner an sich ständig völlig ausgelastet ist, steht mir auch noch ein „kleiner“ Zweitserver zur Verfügung mit 96GB Ram und 16 Kernen sowie einem 8 Platten HDD Raid0. Ansonsten sei vielleicht noch erwähnt, dass Festplattenspeicher bei mir eine Art Verbrauchsmaterial ist, pro Monat benötige ich wenigstens 4TB neuen Speicher. Das Terapixel Projekt alleine nimmt 40 TB Festplattenspeicher in Anspruch.

Designesis: Du betreibst die Gigapixel Ltd. nicht alleine, wieviele seid ihr und wo findet man euch?

Daniel: Ich habe zum Glück noch zwei treue Mitstreiter, die vor allem für den Vertrieb zuständig sind. Wer uns mal einen Besuch abstatten will, kommt einfach in die Friesenstraße 2 in Ilmenau, hier gibt es auch eine kostenlose kleine Dauerausstellung von Gigapixel Bildern auf Alu-Dibond zu bestaunen.

Designesis: Das Leitthema von Designesis ist Kreativität. Deshalb einige Fragen dazu. Der technische Aufwand für solch ein Bild ist sehr groß. Wie schaffst du es, trotzdem die Kreativität beim Fotografieren und Gestalten der Bilder zu behalten?

Daniel: Für mich ist die Kreativität ein extrem wichtiger Punkt. Insbesondere um sich auch von all den Technikenthusiasten abzugrenzen, die sich mittlerweile auch auf diesen Gebiet versuchen, dort aber nur die Zahl vor dem Wort Gigapixel wichtig scheint. Ich erstelle meine Bilder so, dass sie meinem ästhetischen Grundmotiven entsprechen, sprich dass jedes Motiv auch in klein einfach ansprechend wirkt. Für mich gehört Bildaufbau, Linienführung, Licht- und Farbenspiel und auch Bewegung zu den Dingen, die ein Bild wirklich besonders erscheinen lassen. Um am effektivsten eine hohe Zahl vor dem Gigapixel stehen zu haben, wählen viele 360° Kugelpanoramen. Hier muss ich allerdings sagen, kommt in meinen Augen die Kreativität viel zu kurz, auch sind diese Art der Bilder für den Großformatdruck völlig ungeeignet, da sie in 2D nur völlig verzerrt dargestellt werden können. Ich verstehe aber schon die Gründe, wieso z.B. 50% informationsloser Himmel oder direkter Fußboden mit fotografiert wird, dies vergrößert einfach das Bild. Auch ist es für viele sehr schwierig genügend Vorstellungskraft mitzubringen, um sich nur auf einen gewissen Ausschnitt zu konzentrieren, bei dem z.B. die Linienführung stimmt. Ob aber alles passt sieht man dann erst am Ende beim Zusammensetzen. Ein Fehler oder eine falsche Entscheidung beim Ausschnitt und das Bild ist nicht mehr brauchbar und das bekommt man dann erst am Rechner mit.

Designesis: Es ist schwierig auf Zuruf kreativ zu arbeiten. Hast du einen eigenen Trick?

Daniel: Der einzige Trick der mir einfällt, ist so viel in seinem Bereich zu machen, wie nur möglich. Ich erstelle z.B. extrem viele Eigenprojekte, dies vergrößert nicht nur mein Portfolio sondern hilft mir in gewissen Situationen schnell kreativ zu sein, da ich ja in „Übung“ bin. Wenn ich im Jahr nur 3 oder 5 Gigapixel Bilder erstellen würde, wäre es auch für mich recht schwierig spontan auf bestimmte Bedingungen zu reagieren. Wie so oft ist irgendwie Wahrheit an alten Sprüchen: „Übung macht den Meister.“

Designesis: Du bist in sozialen Netzwerken und Medien (z.B. Facebook) sehr aktiv. Nimmst du Anregungen aus diesen Diskussionen in deiner Arbeit auf?

Daniel: Definitiv ja. Ich ermutige jedem seine eigene Meinung zu sagen und diese auch bis auf das Blut zu verteidigen. Zudem freue ich mich über jeden Motivwunsch, der mir mitgeteilt wird. Diese Motive trage ich in einer Karte ein und wenn es sich ergibt, dass ich in der Nähe bin und Zeit habe, dann setze ich diese auch um. Man sollte z.B. niemals die Ortskenntnisse von Einheimischen unterschätzen, die einen zu wahren kleinen Motivschätzen führen können.

Designesis: In Deutschland und besonders in Thüringen seit ein paar Jahren ein wichtiges Thema: die Kreativwirtschaft. Was denkst du über die aktuellen Entwicklungen in der Branche?

Daniel: Wir haben in Deutschland den wirklichen Luxus, dass es an sich der Mehrheit möglich ist, sich selbst zu verwirklichen, wenn nur der Mut zum ersten Schritt groß genug ist. Dies beflügelt insbesondere im Kreativbereich sehr. Auch sehe ich, dass die extrem vielen unterschiedlichen auch oft auch genialen Denkansätze in der Kreativbranche zu neuen interessanten innovativen Ideen in den alt eingesessenen Industriezweigen führen werden. Auch muss ich sagen, dass Thüringen hier eine gewisse Vorreiterrolle spielt, denn selbst die Politik hat recht früh erkannt, dass hier ein enormes Potenzial quasi auf der Straße liegt, was an sich nur aufgesammelt werden muss.

Designesis: Was zeichnet deine Tera- und Gigapixel-Bilder aus? Wo ist der Unterschied zu anderen Aufnahmen, die mit großen Auflösungen aufwarten (Beispiel: Microsoft Sternenhimmel)?

Daniel: Ich sage ja, dass ich das erste Terapixel Foto erstellt habe. Dies ist natürlich mit gewissen Einschränkungen zu sehen. Es gibt noch andere Terapixel Projekte. Zum einem natürlich ein Bild vom Universum, bei dem Bildmaterial über die letzten Jahrzehnten rund um die Welt mit der Hilfe von Microsoft zusammengesetzt wurde. Sehr herausfordernd sind hier verschiedene Größen und Lichtverhältnisse und Qualitäten, da hat Microsoft wirklich einen tollen Job gemacht. Auch hat die NASA über eine Computersimulation ein Bild vom Urknall bis heute erzeugt, was auch die Terapixel Grenze sprengt. Ein Scannerhersteller hat 2007 auch einfach 225 Einzelscans zu 5 Gigapixel Größe aneinander gereiht und damit auch die Terapixel Grenze überschritten. Auch hat Google mit Google Earth oder diverse Militärs die Terapixel Grenze ohne weiteres durchstoßen. Jetzt kommt natürlich das große ABER. All diese Bilder wurden von mehr als einer Person erstellt, zudem mit Technik, die einfach nicht jedem zur Verfügung steht. Satelliten oder Observatorien sind einfach noch nicht im Internet einfach so zu kaufen. Es ist also unmöglich einer Person diese Bilder zuzuschreiben. Es sind definitiv wunderbare Arbeiten und es ist definitiv beeindruckend aber sie wurden halt nicht mit „handelsüblicher“ Technik von einer Person erstellt, was dazu führt, dass der Urheber immer eine nicht natürliche Person ist. Dies ist bei mir anders. Ich habe komplett eigenständig alle Bilder persönlich per Hand aufgenommen und sogar auch alleine zusammengesetzt. Dies habe ich bewusst so gemacht, um auch zu zeigen, welche Leistung von einer Person überhaupt möglich ist. Allerdings gibt es auch hier kontroverse Meinungen, da ich eine eigene Technik angewendet habe, die es ermöglicht das Motiv vollends zu drehen. Es gibt immer gewisse Neider, die so eine Leistung nicht anerkennen wollen und fest daran halten, dass dies ein Film ist. Dabei ist die Haupteigenschaft eines Filmes eine zeitliche Änderung in einer linearen Form, was nun eindeutig nicht der Fall bei mir ist. Aber um auch hier Kritikern entgegen zu kommen, können sie es ruhig das, mit extrem großen Abstand, als größtes objektdrehbare Bild der Welt bezeichnen, welches in der Datenmenge weit über die Terapixelgrenze kommt. Es ist quasi das gleiche System wie ein 360° Kugelpanorama, nur dass man sich in meinem Bild nicht selber bewegt, sondern das Motiv dreht. Damit entspricht es auch meinen eigenen Anforderungen, dass es ohne Probleme hochqualitativ gedruckt werden kann, ohne hässliche Verzerrungen zu besitzen.

Designesis: Deine Arbeit wurde inzwischen mehrfach gewürdigt; du hast diverse Preise gewonnen. Möchtest du eine Auswahl aufzählen?

Daniel: Da ich darauf Wert lege, dass meine Bildmotive auch in klein überzeugen, kann ich mit diesen sogar z.B. an normalen Fotowettbewerben teilnehmen, diese lassen in der Regel nur Größen bis A4 zu. Hier gewinne ich seitdem ich 2008 an meinen ersten Wettbewerb teilgenommen habe jedes Jahr irgendwo etwas und dies auf nationalen oder auch internationalen Wettbewerben. Bis jetzt gab es nur einen einzigen Wettbewerb, der auch das Thema Gigapixel an sich mit bewertete. Dies war das erste Kreativradar. Ich wurde dort 2011 vom Land Thüringen ausgezeichnet und zähle so zu den kreativsten Unternehmen in Thüringen.

Designesis: Du musst dich regelmäßig in den „normalen“ Fotokategorien durchsetzen, wo die extrem hohe Auflösung und Detaildichte deiner Werke keine Rolle spielt. Gibt es keine speziellen Wettbewerbe für Gigapixel-Fotografie?

Daniel: Leider nein. Also keine die ich bis jetzt gefunden habe. Auch nehme ich nur an Wettbewerben teil, die nicht versuchen sich an dem Bildmaterial der Teilnehmer zu bereichern. Davon gibt es leider viel zu viele da draußen. Ich empfehle jedem die Teilnahmebedingungen genau durchzulesen, oft werden allein mit der Teilnahme die Rechte am Bild genommen. Was in extremen Fällen sogar dazu führen könnte, dass eine Abmahnung ins Haus flattert, da man das eigene Bild irgendwo verwendet hat.

Designesis: Was denkst du, ist der Grund dafür? Zu wenige Teilnehmer? Oder kennen die Auslober der Wettbewerbe die Technik einfach nicht?

Daniel: Zum einen stellt es für die Bewertung eine recht hohe technische Herausforderung dar. Auch wird es ein Problem damit geben genügend Teilnehmer zu bekommen, geschweige denn von diesen Teilnehmern auch genügend qualitatives Bildmaterial. Auch wird es sich schwierig gestalten quasi ein allgemeines Thema vorzugeben, mit dem jeder was anfangen kann. Ich bin z.B. der Einzige, soweit mir bekannt, der auch Gigapixel Streetfotografie macht. Die Bewertungskriterien werden sicher auch nicht ganz so leicht. 360° Kugelpanoramen mit einem Streetfoto von mir zu vergleichen wird recht schwierig, insbesondere wenn man dann auch die Größe in Betracht zieht. Wenn beide Bilder von der Gigapixel Zahl gleich groß sind, ist bei mir um viele Stufen mehr Information zu sehen, da ich ja nur einen gewissen Ausschnitt fotografiert habe. Ein 360° Gigapixel unter 5 Gigapixel könnte z.B. aus der Bewertung fliegen, da einfach nicht genügend sinnvolle Auflösung dahinter steckt, denn wer zoomt schon in einen blauen Himmel oder direkt auf einen unscharfen Boden? Damit müssten z.B. alle Gigapixel automatisch herausfliegen, bei denen man keinen sinnvollen Ausschnitt im Gigapixel Bereich herausholen könnte. Dies würde extrem kontrovers werden.

Designesis: Die meisten Fotokünstler arbeiten besonders gerne in einer Motivklasse wie Makro-Aufnahmen oder Landschaftsbildern. Hast du auch Lieblingsmotive, die du immer wieder aufnimmst?

Daniel: Ich gebe zu, ich habe eine gewisse Schwäche für Architektur. Dies auch gern in Verbindung mit Streetfotografie. Natürlich finde ich Landschaften auch extrem reizvoll. Es ist vielleicht einfacher zu sagen, dass ich persönlich nicht so sehr eine Leidenschaft für People Fotografie alá Studio Aufnahmen besitze. Hier würden mich maximal große interessante Gruppenbilder außerhalb des Studios reizen. Eventfotografie ist auch so etwas, was ich nicht wirklich etwas abgewinnen kann, es fehlt mir persönlich einfach der sichtbare kreative Gedanke. Aber alles in allem liegt meine Expertise vor allem im Architektur- und Landschaftsbereich.

Designesis: Fotografie ist mehr als hohe Auflösung und Photoshop. Was hat dir am Anfang geholfen, die Qualität deiner Bilder zu steigern? Möchtest du uns deinen Lieblingstrick verraten?

Daniel: Meinen Lieblingstrick… Im hochqualitativen Gigapixel Bereich kann ich nur empfehlen nicht mit einem Kameraroboter zu fotografieren, sondern die Bilder wirklich per Hand aufzunehmen. Die Qualitätssteigerung ist enorm. Technische Positionierungssysteme haben in meinen Augen nur Sinn bei z.B. Gemälden die im Gigapixel Format aufgenommen werden aber sie haben definitiv nichts in der qualitativen Landschaftsfotografie im Gigapixel Bereich zu suchen. Ich versteh, dass es toll ist, wenn so ein Roboter einfach angeschaltet wird und dieser dann die paar tausend Aufnahmen einfach so erstellt und man sich daneben sonnen kann. Ich habe aber bis heute nicht ein hervorragendes Gigapixel Landschaftsbild damit gesehen.

Designesis: Danke für deine Auskünfte! Ich wünsche dir weiter viele spannende Bild-Ideen und allzeit gutes Fotowetter!

Alle Rechte am Artikelbild liegen bei Daniel Richter und der Gigapixel Ltd.

 

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