Ralph B. Mertin ist ein seltenes Kunststück geglückt: Er konnte sein erstes Buch bei einem renomierten Verlag erscheinen lassen. Vor wenigen Tagen erschien bei Droemer-Knaur sein Thriller „Der Da-Vinci-Mörder“.
designesis: Hallo Ralph, du hast momentan sicher viel zut tun, dein Buch ist immerhin gerade frisch erschienen. Danke, dass du dir trotzdem Zeit für unser Interview nimmst. Vielleicht stellst du dich kurz unseren Lesern vor?
Ralph: Ich bin 32 Jahre, lebe und arbeite in Weimar und schreibe seitdem ich denken kann Geschichten. (Die Frage ist jedoch, ob das mehr über meine Hingabe zu meinem Hobby aussagt, oder über mein Gedächtnis *g* )
designesis: Erklär uns bitte kurz, warum es so außergewöhnlich ist, dass du als junger Autor einen Verlag gefunden hast. Sind die Verlage nicht froh über jeden neuen Autor?
Ralph: Ungefähr so froh, wie die staatliche Lottogesellschaft über jeden neuen 6er Kandidaten. Jeder weiß: Es wird irgendwann definitiv einen 6er geben, und alle Arbeit der Gesellschaft ist darauf ausgerichtet diesen Kandidaten zu finden.
So etwa kann lässt sich das auch mit Verlagen erklären. Natürlich suchen sie neue Autoren und sicher werden sie welche finden. Aber der Eine zu sein, der unter der Masse der Lose oder Manuskripte auffällt, ist schon ein gewaltiges Glück.
designesis: Was machst du, wenn du nicht gerade Thriller verfasst?
Ralph: Na ich lese sie ^_^
designesis: Es gibt Schriftsteller, die reißen einen kompletten Roman mit mehreren hundert Seiten in einer Woche intensivster Arbeit am Stück ab, andere brauchen Jahre für ein Werk. Wie sieht es bei dir aus?
Ralph: Das eigentliche Schreiben ist tatsächlich recht schnell geschafft. Doch die Arbeit beginnt erst danach. Der Text muss überarbeitet werden, dann wird er überarbeitet, noch etwas überarbeitet und schließlich überarbeitet. Dann gibt man ihn ab und erhält ihn mit Überarbeitungshinweisen zurück. Man überarbeitet also noch ein wenig, erhält neue Überarbeitungshinweise und überarbeitet weiter. Zuletzt wird noch einmal überarbeitet und dann folgt die […] letzte Überarbeitung. Und dann wird der Text gedruckt und gleich der erste Leser findet einen Tippfehler. *g*
designesis: Ich weiß, dass du zu Hause an deinen Werken arbeitest. Wie bringst du dich in Stimmung, um an einer neuen Geschichte zu arbeiten?
Ralph: Das kommt darauf an, welche Stimmung ich gerade benötige. Zu jeder Stimmung habe ich spezielle Bücher, Musik, Filme. Bevor ich anfange, lese ich also einige Seiten, höre ein Lied oder schaue eine Szene. Da reichen schon 10 Minuten und die Stimmung ist da. Alles weitere kommt dann während des Schreibens.
designesis: Du hast es schon erwähnt, neue Geschichte müssen in der Regel noch oft überarbeitet werden, bevor ein stimmiges Buch entsteht. Mit welchen Strategien hälst du deine Motivation bei solchen nicht kreativen Arbeiten aufrecht?
Ralph: Zu meinem Leidwesen, existiert keine, mir bekannt Möglichkeit um bei diesen Dingen meine Motivation bei der Stange zu halten.
designesis: Ein anderes Thema: Du bist nicht zufällig zu deinem Verlag gekommen. Erkläre uns bitte, wie dein Weg war.
Ralph: Nun, wie schon erwähnt, ist es mit Lottospielen zu vergleichen. Große Publikumsverlage erhalten Tausende Zuschriften und natürlich kann die kaum jemand lesen. Unter diesen Manuskriptbergen hervorzustechen ist das Schwierige. Nachdem ich auf diesem Wege ebenfalls fast 13 Jahre erfolglos versucht habe Verlage anzuschreiben, habe ich irgendwann beschlossen: Sollen die halt mich anschreiben!!! Das ThrillerOnline.de – Projekt war geboren. Ich habe 3 Romane gleichzeitig geschrieben und jede Woche neue Seiten veröffentlicht. Dabei konnten die Leser per Abstimmung entscheiden, wo und wie es weitergeht. Das Ziel war, innerhalb von 24 Monaten über Blogger-Mundpropaganda einen Verlag auf mich aufmerksam zu machen. Kurz vor Ablauf dieses Ultimatums, hat es tatsächlich geklappt.
designesis: Du hast deine Leistung also am Anfang „verschenkt“, um Aufmerksamkeit zu generieren und die Wirkung auf dein Publikum zu testen. Denkst du, dass diese Methode auch für andere Berufe und Branchen nützlich sein könnte?
Ralph: Ja na klar… Der erste Schuss ist immer kostenlos. 😉
designesis: Ein interessanter Vergleich… Nach dem Buch ist vor dem Buch. Planst du schon weitere Werke?
Ralph: Mein Verlag würde gern eine Fortsetzung haben und den Wunsch möchte ich ihm SEHR gern erfüllen. Ich freue mich schon sehr darauf. Ich glaube ich werde aus meinem Debütroman, den Auftakt zu einer Trilogie machen.
desingesis: Designesis ist ein Blog über Kreativität. Zum Abschluss möchte ich dich bitten, uns einen Tipp zu geben, wie du Schreib- und Ideenblockaden löst.
Ralph: Bei derartigen Blockaden, fehlen einfach neue Eindrücke. Sieh einen Film, lies ein Buch. Geh in ein Kaffee und beobachte die Menschen um dich herum. Sehr ergiebig ist es, sich an einen Bahnhof oder Flughafen zu setzen und sich die Geschichten hinter den Reisenden auszudenken.
designesis: Vielen Dank für deine Antworten und viele glückliche Leser für deine Bücher! Für alle Interessierten noch mal der Link zum Erstlingswerk und zu Thrilleronline.de .